Empfang einer ukrainischen Delegation und Austausch mit Roma-Aktivist*innen

20/10/23

Am 20. Oktober empfing der Landesverband eine Delegation aus der Ukraine in seiner Nürnberger Geschäftsstelle. Roberto Paskowski, stellvertretender Landesvorsitzender, tauschte sich mit den Gästen über die gegenwärtige Situation der Sinti und Roma in Bayern aus. Pakowski stellte die bayernweite Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA Bayern) vor sowie das Projekt „Antidiskriminierungs-Beratung in Bayern im Kontext Antiziganismus“, das durch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes gefördert wird. Im Mittelpunkt des Austausches stand dann die Situation der geflüchteten Roma aus der Ukraine. Hier geben weiterhin Berichte aus verschiedenen bayerischen Landkreisen Anlass zur Sorge, dass es in Bayern eine massive Ungleichbehandlung der Angehörigen der Minderheit gibt.

Die Gäste gaben Einblick in die gegenwärtige Situation in der Ukraine. Einige der Roma-Aktiven leben zurzeit als Geflüchtete in Deutschland und berichteten ihrerseits von Diskriminierungserfahrungen. Auf dem Programm der Delegation stand zudem die Eröffnung der Ausstellung „Genozid an Roma in der Ukraine 1941 – 1944“ am Abend in Schwarzenbruck sowie die Besichtigung des Memoriums Nürnberg und des Mahnmals für die in Nürnberg verfolgten Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus.

Ausstellung in Schwarzenbruck: „Genozid an Rom*nja in der Ukraine 1941-1944“

Am Wochenende vom 20. bis 22. Oktober zeigte der Kunst- und Kulturverein „Laissez-Faire e.V.“ in Schwarzenbruck eine Ausstellung über den Völkermord der deutschen Besatzer an über 10000 Romn*ja in der Ukraine zwischen 1941 und 1944. 2018 hatten Teilnehmer eines internationalen Projektes Dutzende von Zeitzeug*innen getroffen; die Betroffenen erzählten vom Leid, das ihnen widerfuhr, aber auch von Widerstand und Solidarität.

Die einleitenden Worte zur Ausstellung sprach der stellvertretende Landesverbandsvorsitzende Roberto Paskowski und würdigte die wertvolle Arbeit mit den Zeitzeug*innen: „Die Tatsache, dass Romn*ja in der Ukraine und in anderen osteuropäischen Ländern Opfer des nationalsozialistischen Völkermords waren, ist in der bundesdeutschen Erinnerungskultur kaum bekannt. Das macht die in der Ausstellung dargestellte Arbeit so wertvoll!“ Paskowski stellte auch die Verbindung zur aktuellen Diskriminierung von ukrainischen Roma da, die in Deutschland Zuflucht vor dem russischen Angriffskrieg suchen: „Der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Bayern fordert weiterhin nachdrücklich die Gleichbehandlung aller Geflüchteten aus der Ukraine unter Berücksichtigung bestehender Diskriminierungen im Herkunftsland. Geflüchtete Romn*ja müssen als besonders schutzwürdige Gruppe anerkannt werden, wie dies auch im Bericht der ,Unabhängigen Kommission Antiziganismus‘ gefordert wird“. Anschließend schilderten Gäste aus der Ukraine, darunter auch die Roma-Aktivist*innen Leonid Rota, Tetiana Storozhko und Volodymyr Shcherbakov, die gegenwärtige Situation in ihrem vom Krieg gezeichneten Land.